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Zukunft der Netzstabilität: Wie Offshore-Windparks konventionelle Kraftwerke ersetzen können
Die Energiewende stellt unser Stromsystem vor eine zentrale Herausforderung: Wie sichern wir Netzstabilität, wenn klassische Kraftwerke mit rotierenden Massen vom Netz gehen und durch leistungselektronisch gekoppelte Erneuerbare ersetzt werden? Eine aktuelle Studie aus dem Institut für Elektrische Energietechnik der Universität Rostock zeigt, wie genau das gelingen kann – mit netzbildenden HGÜ-Systemen und Offshore-Windparks.
Herausforderung: Verlust der rotierenden Masse
Konventionelle Kraftwerke stellen nicht nur elektrische Energie bereit, sondern stabilisieren das Netz durch ihre rotierende Masse und die damit verbundene Trägheit. Mit dem Voranschreiten der Energiewende sinkt der konventionellen Kraftwerke an der Erzeugung drastisch – und damit auch die Fähigkeit des Systems, auf Störungen schnell und robust zu reagieren. Netzbetreiber sprechen von „geringer Systemstärke“.
Lösung: Netzbildende Regelung mit virtueller Trägheit
In der vorgestellten Studie wurden drei Betriebsführungsstrategien für HGÜ-angebundene Offshore-Windparks verglichen – mit einem klaren Ziel: Das Gesamtsystem aus HGÜ und Offshore Windpark soll sich wie ein konventionelles Kraftwerk verhalten.
Besonders die sogenannte „Full Grid-Forming“-Strategie überzeugt: Sie ermöglicht eine netzbildende Betriebsweise sowohl auf der See- als auch auf der Landseite. Damit wird nicht nur eine zuverlässige Frequenzhaltung möglich – auch Schwarzstart-Fähigkeiten und der stabile Betrieb bei Teillast (wenige aktive Windturbinen) werden abgedeckt.
Technisches Highlight: Steuerung ohne Kommunikationsbedarf
Ein zentrales Element der Studie ist die Nutzung elektrischer Signale statt Kommunikationsleitungen, um Energie-Ungleichgewichte zu erkennen und auszugleichen. Das reduziert Komplexität und erhöht die Robustheit der Systeme. Bei plötzlichen Netzereignissen kann das System beispielsweise die Frequenz im Offshore-Netz ändern, was von den Windturbinen erkannt wird und eine Anpassung ihrer Einspeisung zur Folge hat.
Ein Schritt Richtung Zukunft: Emulation konventioneller Kraftwerke
Mit der vorgestellten Betriebsführungsstrategie kann ein Offshore-Windpark, angebunden über ein HGÜ-System mit modularen Multilevel-Umrichtern (engl. Modular Multilevel Converter – MMC), systemstabilisierende Leistungen wie Momentanreserve und Primärregelung zur Verfügung stellen. Die Integration solcher Technologien in die Übertragungsnetze könnte ein zentraler Baustein für ein klimaneutrales, stabiles Stromsystem der Zukunft sein.
Mehr erfahren?
Die Studie ist Teil des vom BMWK geförderten Projekts „OffWiPP„, das sich mit der Netzintegration großer Offshore-Windparks beschäftigt. Wir freuen uns über den Austausch mit Netzbetreibern, Industriepartnern und Forschungsinstitutionen.
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Publikation: M. Hildebrandt, C. Neumann, N. Hammes and H. -G. Eckel, „A Comparative Study for an Overall Grid-Forming System of HVDC and Offshore Wind Farm to Emulate Conventional Power Plants,“ Transformation der Stromversorgung – Netzregelung und Systemführung; 15. ETG/GMA-Fachtagung, Netzregelung und Systemführung“, Munich, Germany, 2024, pp. 49-55.
